Hallo Karl,
jetzt wird es kompliziert

.......
Also Schleifen ganz ohne Dreck geht nicht.
Handschleifen auf den Ölstein, da saut man mit Öl rum.
Nassschleifer saut man mit Wasser rum, Trockenschleifer erzeugt Funken und Metall bzw. Staub vom Schleifmittel.
Worksharp (erstes Video) da fliegt Metallabreib drum.
Koch (2. Video) hier wird auf Filzscheiben mit Schleifpaste abgezogen. Die Schleifpaste fliegt genau wie beim Schwabbeln durch die Fliehkraft herum........
Am besten hat man einen separaten Raum, wo man in Ruhe Schleifen kann.
Nun zu den verschiedenen Methoden:
Handschleifen:
Ölstein, dauert lange, man braucht etwas Übung, ist aber die schonenste Methode.
Trockenschleifer:
geht schnell, Eisen glühen leicht aus, man braucht auch hier Übung, Funkenflug (Brandgefahr),
Nassschleifer:
geht langsam, Eisen können nicht ausglühen, viel Zubehör um die Winkel beim Schleifen zu halten.
Worksharp:
Diamantsichtschleifscheibe, man hält das Werkzeug von unten an die Scheibe und schaut von oben durch die Löcher. Bei gekröpften Eisen stelle ich mir das Schleifen sehr schwierig vor.........
Kochsystem:
Scheifen mit Filzscheiben und Polierpaste, oder Bandschleifer. Bei dem Bandschleifer auch die Gefahr der Überhitzung, Funkenflug. Bei den Filzscheiben fliegt beim auftragen viel Paste umher, Abziehen dauert hier auch etwas länger, Ausglühen nur durch falsche Handhabung.
Grundsätzlich bei allen Methoden:
ohne Übung geht nichts!
Bei den maschinellen Methoden ist die Temperatur des Werkzeugs immer im Auge zu behalten.
Schnitzeisen werden aufwändig gehärtet um eine lange Standzeit zu erreichen. Die Anlasstemperaturen der Werkzeuge liegen im Bereich von ca. 200-240°C je nach Stahlsorte.
Reibung erzeugt bekanntlich Wärme. Da die Schneiden im Idealfall bis 0mm ausgezgen werden müssen, ist dort wo die geringste Materialdicke ist, auch das Wärmeableitvermögen des Metalls am geringsten.
Hier kann es beim Schleifen schnell zu einem Hitzestau kommen, meist bevor man die Blauversprödung (280 -360°C) sieht. Man sieht das der Temperaturunterschied zwischen Anlass- und Versprödungstemperatur gerade mal 40-50°C sind.........
Das ist der Grund, warum z.B. schräge Werkzeugschneiden an der spitzen Ecken schnell verbrennen.
Wenn eine Ecke blau angelaufen ist muss die gesamte Schneide 2 bis 3mm zurückgesetzt werden!
Da lacht das Herz der Werkzeugverkäufer und weint der Schnitzer..........
Wenn man die Temperatur mit der Hand kontrolliert, merkt man meist garnicht, wie heiss die Schneide geworden ist. Die Temperatur sinkt schnell ab, da die Hitze im Metall zum dickeren Metall gezogen wird. Trotzdem kann es sein, das hier schon ein Teil der Härte verloren ist.
Wenn man das Eisen zwischen durch im Wasserbad kühlt, passiert auch noch eine interessante Geschichte.
Beim Schleifen dehnt sich das Metall durch die Hitze aus. Wenn ich jetzt die Schneide mit Wasser abkühle zieht sich das Material wieder zusammen. Wenn das öfters passiert und je höher die Temperatur, desto stärker wird der Effekt, kann es Spannungsrisse im Gefüge geben (besonders an der dünnen Schneide), die schliesslich zu winzigen Ausbrüchen führen können.
Beim Trockenschleifen darf man deshalb nur ganz leicht den Stein berühren. Die Schleifdauer sollte auch nur kurz sein, man kann mit Wasser nach jedem kurzen Kontakt kühlen. Dazu sollte man keine zu feinen Schleifscheiben nutzen, da die feine Scheibe während des Schleifens stärkeren Kontakt zu Schleifgut hat und somit mehr Reibung erzeugt. Scheiben mit Korn 80 oder 120 sind fein genug. Das selbe gilt für Bandschleifer.
Bei den schnelllaufenden Trockenschleifmaschinen drehen die Scheiben mit ca. 2850U/min das ist schon sehr aggressives Schleifen. Der Stein sollte ideal 200mm aber mindestens 150mm Durchmesser haben, da sonst ein Hohlschliff auf der Fase entsteht. Edelkorundscheiben (rosa oder wiess) sind ausreichend. Die Baumarktschleifer haben meistens billige Korundscheiben für niedrig legierte oder Baustähle.
Diesen Hohlschliff finden manche Schnitzer aber ideal, da die Klinge schärfer wirkt. Als weiterer Vorteil sehen viele Schnitzer, dass die Schneide durch kurzes Abschwabbeln schnell wieder an Schärfe gewinnt.
Nachteil ist der, dass die Schneide keine gute Stütze hat und schneller abstumpft. Ein weiterer Nachteil ist das beim Schleifen, die Schneide langgezogen und damit die Wärmeableitung ungünstiger wird. Daher kann auch hier schneller ein Härteverlust beim Schleifen entstehen.
Dazu kommt noch, das man mit den Original Werkzeugauflagen der Trockenschleifer nichts anfangen kann, da diese zu klein sind. Ideal ist hier eine Auflage vor dem Schleifer, die breit genug ist dort auch das Eisen vernümftig zu halten und nach der Schliffkontrolle auch wieder exakt ansetzen zu können.
Bei Nasschleifern Tormek oder Nachbauten, dreht sich der Stein in einem Wasserbad bei ca. 100U/min. Das Wasser ist in einem Behälter, der unterhalb des Steins sitzt. Beim Befüllen und Entleeren kann man etwas rumsauen, auch beim Schleifen. Das ist aber nur Wasser......
Für die Tormeksysteme gibt es jede Menge Schleifhilfen, die das Schleifen, von z.B. kurzgekröpften Eisen erleichtern. Wichtig ist bei den Tormeksystemen, den Stein exakt abrichten zu können, so das eine plane Fläche entsteht. Das Schleifen dauert etwas länger, dafür kann ich aber jeden Winkel exakt schleifen und das auch jederzeit wiederholen. Ein Überhitzen ist bei diesem System unmöglich.
Das Kochsystem liegt nach meinem Erachten so in der Mitte zwischen Trockenschleifen und Nasschleifen.
Nachteil des Systems ist der Preis........
Am billigsten und am Materialschonensten sind die Handschleifsteine. Hier hat man jederzeit die Kontrolle, keine Überhitzung der Schneide und man trägt wirklich nur soviel Material wie nötig ab. Dafür benötigt man auch hier etwas Übung den Winkel einigermassen gleich zuhalten. Das ist aber einfach, wenn man im stehen arbeitet.
Die Ellbogen werden an den Körper gepresst und wenn man den richtigen Winkel gefunden hat, bewegt man sich aus der Hüfte, der Oberkörper schwingt dabei hin und her (sieht sehr lustig aus

).
Der Fasenwinkel braucht man nicht so exakt zu halten, was aber auch nicht so schlimm ist. 1 bis 2° Abweichung machen weniger aus aus man denkt. Man sollte nur versuchen an einem Eisen einen gleichmäßigen Winkel zu halten!
Wenn man sich überlegt, wie Riemenschneider und Konsorten ihre Werkzeuge geschärft haben.....
Ohne soviel Hintergrundwissen zu haben, geschweige denn solche guten Stähle wie wir heute haben gehabt zu haben. Und die konnten nicht mal eben ein neues Werkzeug im Laden kaufen.......
In vielen alten Schnitzbüchern und auch heute noch preferieren viele Profischnitzer einen Handabzug auf dem Ölstein.
Ich gehe einen kombinierten Weg. Meine Eisen bekommen den Grundschliff auf einem Nassschleifer, nach- bzw. zwischenschleifen mache ich auf dem Ölstein.
Seit ich nicht mehr Trockenschleife habe ich keine Mikroausbrüche mehr festgestellt.
Abziehen auf einen Leder mit grüner Polierpaste mache ich immer zwischen durch beim Schnitzen.
Beim Abziehen wird die Schneide feinstgeschliffen und feineste Schäden ausgeglichen.
Richtig Grundschleifen brauche ich meine Eisen nur einmal im Jahr.....
Das Abschwabbeln ist auch so eine Sache. Eigentlich geht es nur darum den beim Schleifen entstehenden Grat zu beseitigen. Trotzdem nutzen viele Schnitzer eine Schwabbelscheibe zum Polieren und Schärfen der Schneiden.
Das nennt man Politurabzug. Durch die hohen Drehzahlen der Schwabbelscheiben geht das sehr schnell. Bei jedem Schwabbeln wird die Fase runder, da jede Schwabbelscheibe unter dem Druck des Werkzeugs nachgibt. Darum muss man häufiger seinen Eisen einen Grundschliff verpassen.
Da lacht wieder das Herz des Werkzeughändlers und das des Schnitzers weint..........
Wie man sich letztlich entscheidet, ist egal.....
Wichtig ist nur, dass du mit deiner Methode die Eisen scharf bekommst und auch scharf halten kannst.